Lesetagebuch der 5c zu "Gips" von Anna Woltz
Gruppenbild


Überarbeitung S. 133-134 von Annika

Fitz zieht die Augenbrauen hoch. „Bist du etwa auch ein Laternenpfahl?“ Ihre
Mutter seufzt. „Ich bin mir sicher, dass du mich verstehst, wenn du selbst zweiundvierzig bist. Aber bis dahin dauert es noch eine ganze Weile“
„Das dauert Jahrhunderte! Dann muss ich also dreißig Jahre lang mit MAMA SOLL STERBEN im Gesicht rumlaufen.“
Ihre Miene verzieht sich und Fitz schaut zu Boden. Im Hintergrund brummt ununterbrochen eine Klimaanlage. Im Krankenhaus kann man kein einziges Fenster öffnen und darum müssen Tag und Nacht Maschinen für frische Luft sorgen. Sonst erstickt man. „Fitz“, sagt Fitz Mutter, „versuch einmal es dir vorzustellen.“ Ihre Stimme klingt ernst. „Es gab mich schon eine ganze Weile, ehe ich Mutter wurde. Ich war jemand. Jeden Abend und jedes Wochenende konnte ich genau das tun, was ich wollte. Ich konnte essen, was ich wollte, und schlafen, wann ich wollte. Und ja, das war schön. Also wäre ich manchmal schon gern einen Tag lang fünfundzwanzig.“ „Pff“, macht Fitz. „Ich will auch gern genau das tun, was ich will, und den ganzen Tag Chips essen und erst um Mitternacht schlafen gehen.“ Fitz Mutter nickt. „Aber angenommen, jetzt käme ein Zauberer zu mir und sagte: Du darfst es dir aussuchen. Du kannst wieder fünfundzwanzig sein und ganz frei, aber dann lernst du Joost niemals kennen und du bekommst Fitz und Bente nicht. Oder du sitzt hier, im Krankenhaus. 42 Jahre alt, frisch geschieden deine jüngste Tochter wird gerade operiert und deine älteste Tochter ist wütend, weil du sehr dumme Sachen gesagt hast. Weißt du, was ich dann Wählen würde?“ Fitz weiß es plötzlich so sicher, wie sie nur ein paar Dinge auf der Welt weiß. Aber sie will, dass ihre Mutter es sagt. Sie will, dass all die anderen Mädchen auf all den anderen Planeten aufhören zu weinen. „Und?“ fragt Fitz. Ihre Mutter sieht Fitz an. Ihre Augen sind gar nicht mehr anders. Es sind ihre eigenen Augen – die Augen, die auch Fitz hat. „Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, würde ich sagen: Ich will das. Hier. Jetzt. Weil der Gedanke, dass es Bente und dich nicht gibt unerträglich ist.“ Im Fernsehen wird ein Apfelkuchen gebacken. Ein ganz besonderer, den man mit der Kruste nach oben in den Ofen schiebt und erst im allerletzten Moment umdreht. Und dann sieht man plötzlich einen Kreis aus lauter glänzenden Apfelstückchen in Karamell.