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FriedeNOW Schülerzeitung
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Gaunerzinken? Ein Beispiel zeigt, was Menschen passiert, die zu gutherzig sind, um zu erkennen, was wirklich in solchen bösen Leuten steckt. Manchmal geben sie sich als Handwerker, Vertreter oder Stromableser aus, um in eure Wohnung einzudringen, meistens lassen sich die Verbrecher auch noch durch dein Haus führen, durchsuchen deine Sachen und befragen dich unauffällig. Man sollte immer auf der Hut sein und niemand Fremden in sein Haus lassen - zur eigenen Sicherheit!
Aber natürlich könnten sie ja wirklich Handwerker sein! Aber es hat alles ja auch seine Vorgeschichte. Früher im Mittelalter (also vor ca. 1000 Jahren) gab es arme Leute, die haben die Häuser markiert. Zum Beispiel in einem Haus, wo die Leute besonders nett sind und ihnen Essen geben, markieren sie das Haus mit dem Zeichen „Hier gibt es was zu holen“. Oder: „Hier gibt es Arbeit“ - das Zeichen dazu wäre eine Axt, die wie beim Holz schlagen sich erhebt.

Also ich habe euch ja erzählt, dass die Gaunerzinken aus dem Mittelalter stammen. Und diese wurden von Verbrechern ausgenutzt.

Vorsicht bei Zeichen an deiner Tür!
Interview mit einem Polizisten zum Thema „Gaunerzinken“

Lani: „Wie heißt du?“
Christian: „Ich heiße Christian.“
Lani: “Wo arbeitest du?
Christian: „Ich arbeite beim Landeskriminalamt der Berliner Polizei.“
Lani: „Dann würde ich dir jetzt gerne ein paar Fragen zu Gaunerzinken stellen. Erste Frage: Gibt es Gaunerzinken heute noch und hat die Polizei häufig damit zu tun?“
Christian: „Gaunerzinken -so wie du sie nennst- sind Zeichen, die Kriminelle machen um beispielsweise ein lohnendes Ziel für Einbrüche oder Raubüberfälle zu markieren. Die gibt es heute noch manchmal. Sie sind natürlich auch dem Wandel der Zeit unterworfen, weil früher hat man solche Zeichen mit Kreide an andere Grundstücke gemacht, aber es kommt immer darauf an, in welchen Bereichen oder an welchen Örtlichkeiten solche Sachen sind. Wenn man auf dem Land ist an einem Bauernhof oder in einem Gehöft draußen, wo das Tor ist und da so etwas anbringt, ist es natürlich etwas anderes, als wenn man das hier in der Stadt macht. In der Stadt muss man erst mal ins Haus rein und dort müsste die Wohnung mar-kiert werden, aber es ist nicht mehr so einfach wie es früher vor 70 Jahren war.“
Lani: „Also gibt es häufig neue Gaunerzinken, die die Polizei entdeckt und die entschlüsselt werden müssen oder sind alle Gaunerzinken bekannt?“
Christian: „Alle Gaunerzinken können nicht bekannt sein, es ist sehr stark davon abhängig, in welchen Kreisen von Kriminellen die verwendet werden. Es gibt auch ganz verschiedene Zeichen. Da gibt es Zeichen, die irgendwo hingemalt werden, richtige Schriftzeichen die etwas anzeigen. Es gibt aber auch Handzeichen oder andere Arten zu kommunizieren, wie etwa über Mobiltelefone oder verschickte Fotos per Messenger wie WhatsApp oder Facebook. Das ist dann nur dieser kleinen kriminellen Gruppe vorbehalten. In Berlin ist das Malen von Zeichen nicht mehr so häufig, weil diese Sachen nicht mehr so angebracht werden und die Täter markieren nicht mehr so, wie du vielleicht davon gelesen hast, dass man so eine richtige Kodierung hat oder bestimmte Hieroglyphenschriftzeichen oder kleine Zeichnungen. Hier wird es eher so gemacht, dass man irgendwo etwas anklebt oder einen kleinen Gegenstand unauffällig davor legt, weil diese Zeichen ja nur sehr kurzfristig sein können. Denn zwischen der Zeichensetzung muss man relativ zeitnah etwas machen. Früher im Mittelalter oder noch früher in der Antike oder auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Gesellschaft noch anders organisiert. Da hat man das natürlich noch so gemacht, dass man großflächig mit Kreide oder mit anderen Mitteln irgendwo Informationen kodiert aufgemalt hat.

Lani: „Wie lange dauert es ungefähr, nachdem ein Gaunerzinken angemalt wurde, bis jemand einbricht?
Christian: „Das ist von Fall zu Fall verschieden, aber die Logik sagt, dass die Kriminellen verhindern wollen, dass das spätere Opfer die Markierung feststellt. Deshalb wird der Markierung relativ schnell eine Tat folgen. Man muss da in Tagen rechnen. Eher wenige Tage.“
Lani: „Was ist dein Lieblingsgaunerzinken?“
Christian: “Wenn ich mir alte Zeichen angucke, dann gucke ich natürlich am liebsten auf das, wo Polizisten angezeigt werden, die in der Wohnung wohnen sollen oder in dem Haus. Ich habe dir das hier einmal aufgemalt. Der sieht aus wie zwei waagerechte Striche an dem unten zwei Striche angebracht worden sind. Die Geschichte der Gaunerzinken liegt ja schon ganz weit zurück und die hat man erst im 19. Jahrhundert begonnen zu erforschen, als viele Wissenschaftler angefangen haben, zu erforschen, was Kriminelle tun und aus welchen Gründen.“
Lani: „Gibt es bekannte Gaunerzinken oder Personen, die häufig Gaunerzinken benutzen und die die Polizei schon kennt?“
Christian: „Das ist sicherlich so, aber dazu kann ich nicht viel sagen, weil ich schwerpunktmäßig etwas anderes in der Polizei mache.“
Lani: „Was macht man, wenn man einen Gaunerzinken entdeckst?“
Christian: „Wenn du ein normaler Bürger bist, ein ganz normaler Mensch und hast plötzlich ein Zeichen an deiner Tür, an deiner Haustür oder an etwas anderem Wertvollen, zum Beispiel einer Gartenlaube oder einem Auto, dann ist es am besten, wenn du schnellstmöglich der örtlichen Polizei Bescheid gibst. Dazu rufst du über den *Notruf 110* die Polizei und bittest Sie, vorbei zu kommen, um zu schauen, was dort passiert sein könnte.
Lani: „Was macht die Polizei, wenn ich anrufe und sage, bei uns am Haus ist ein Gaunerzinken?“
Christian: „Die Polizei schickt einen Funkwagen, der kommt dann zu dir. Wenn der Polizist mit dem Zeichen nichts anfangen kann, wird er meistens telefonieren oder funken und nachfragen, wer hier weiterhelfen kann. Das sind dann meistens Zivilfahnder. Der Polizist vor Ort wird den Gaunerzinken fotografieren oder abzeichnen, einen Bericht schreiben und den dann an die Fachdienststellen weiterleiten. Die werden dann darauf aufmerksam gemacht, dass da eine bestimmte Tatbegehungsweise -man nennt das modus operandi- angestrebt wird und übernehmen den Fall.“
Lani: „Wo kommen Gauner-Zinken am häufigsten vor in einer Stadt, auf dem Land oder in einem Ortsteil?
Christian: „Ich würde eher sagen im ländlichen Bereich, weil es im ländlichen Bereich interessanter ist für Straftäter vorzugehen. Man muss ja daran denken, wo es für den Täter am günstigsten ist, solche Gaunerzinken zu benutzen. Manchmal schicken diese kriminellen Leute vorher Späher aus, um sich bestimmte Sachen schon vorher anzuschauen.“
Lani: „Wo werden Gaunerzinken am meisten hingemalt (z.B. an eine Hauswand, an den Mülleimer, Mauern oder woanders hin?“
Christian: „Also die wesentlichen Sachen hast du schon aufgezählt. Die Hauswände und Mauern. Auch die Tore von Grundstücken und Haustüren, im ländlichen Bereich hast du ja meistens davor noch einen Zaun und ein Tor, bevor du an die Haustür kommst. Mülltonnen ist natürlich ein bisschen schwierig, weil Mülltonnen ja auch häufiger versetzt werden. Das muss an irgendeinem Ort sein, der sich nicht bewegt, sonst ist der Gaunerzinken unterwegs und die wissen nicht, wo sie einbrechen sollen!“
Lani: „Wie kann man sich vor Gaunerzinken schützen?“
Christian: „Das ist schwierig! Im Grunde genommen kann man nur dafür sorgen, dass man seine Sachen so absichert oder für die Kriminellen so schwer zugänglich macht, dass es sich überhaupt nicht lohnt einzubrechen, so dass an der Hauswand ein Gaunerzinken steht, der bedeutet „Hier nicht einbrechen. Vorsicht Gefahr!“ oder „Vorsicht! Wachsame Nachbarn!“ oder „Hier wird gleich die Polizei gerufen!“
Lani: „Weißt du, ob Gaunerzinken in anderen Ländern anders aussehen?“
Christian: „Es gibt Gaunerzinken auch in anderen Ländern. Ich weiß z.B., dass es die auch in Frankreich gibt.“
Lani: „Sehen die da anders aus oder so wie hier?“
Christian: „Ich denke, da Gaunerzinken meistens von reisenden Kriminellen verwendet werden also Leuten, die unterwegs sind, die einen sehr großen Radius abklappern, die also jetzt nicht in deiner Straße wohnen und alle Wohnungen abklappern, sondern quer durch Europa reisen werden die Gaunerzinken sich nicht großartig von den in Deutschland verwendeten unterscheiden.“
Lani: „Gibt es auch Kinder, die in Gaunerzinkenbanden sind?“
Christian: „Bei Einbrechern - gerade bei mobilen Einbrechern - ist es nicht selten, dass die Kinder mitnehmen. Insbesondere weil Kinder ganz klein sind und einfach durch Fenster gehoben werden können oder in eine Tür muss nur ein kleines Loch gemacht werden, wo ein Kind durchpasst. Auch in den Altbauten, in denen es noch die Oberlichter zum Lüften gibt, können die Oberlichter herausgenommen und das Kind da durchgehoben werden. Das Kind durchsucht die Wohnung ganz schnell, holt Wertsachen raus und kann die den Erwachsenen nach draußen geben. Für einen erwachsenen Mann muss ja ein viel größeres Loch in die Tür gemacht werden oder eine Scheibe viel größer eingeschlagen werden als für ein kleines Kind.“
Lani: „Dann sind wir jetzt auch fertig und ich danke dir, dass du das Interview mit mir gemacht hast!“
Christian: „Gern geschehen!“

von Lani, 8 Jahre