Falkennest Medien-AG
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Wie man Reporter/in wird lest ihr hier...

Wir hatten das große Glück, einen echten Reporter vom Hamburger Abendblatt interviewen zu dürfen! Hier könnt ihr das ganze Interview nachlesen und erfahren, wie man Report/in wird!

Warum sind Sie Reporter geworden?

Ich habe immer gedacht, ich würde gerne etwas mit Schreiben machen. Das habe ich immer gewusst, dass es irgendwas sein muss, wo man schreibt, und deswegen hab ich das gemacht. Ich war immer eher ein neugieriger Mensch und dann habe ich gemerkt, dass man also, ich habe so testweise bei einer Zeitung bearbeitet, ein Praktikum ist das, und dann habe ich gemerkt, dass man eigentlich ganz viel fragen darf, dass es gar keine dummen Fragen gibt, sondern eigentlich alle Leute alles fragen kann, was einen interessiert und das hat mir gut gefallen. Ich würde sagen, deswegen bin ich das geworden.

Wie finden Sie Ihren Job? Ist er spannend?

Ja, das würde ich sagen. Es ist schon noch so, dass ich den Job immer noch sehr gut finde und er macht mir auch richtig Spaß. Er ist auch manchmal stressig und anstrengend, aber es ist doch schon so, dass er eigentlich immer Spaß macht, das habe ich eigentlich noch nie erlebt, dass er keinen Spaß macht.

Was für eine Ausbildung haben Sie gemacht?

Ich habe erst einmal studiert, an der Uni, das muss man nicht unbedingt machen dafür. Man kann auf ganz vielen verschiedenen Wegen Reporter bei einer Zeitung oder im Fernsehen werden. Bei mir ist es so gewesen, ich bin zum Studieren gegangen an die Universität in Berlin, da habe ich deutsche Literatur studiert und Geschichte und Politik auch, dann hat man aber nicht irgendwie eine Ausbildung und dann habe ich überlegt was mache ich denn jetzt damit, irgendetwas muss man ja machen, und dann hab ich erst testweise bei Zeitungen gearbeitet und dann kann man etwas machen, das heißt Volontariat, das ist wie eine zweijährige Ausbildung bei einer Zeitung und das habe ich gemacht bei einer Zeitung in Brandenburg. Das war auch ganz spannend, ich bin dann 2 Jahre lang von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, das war gut.

Wie viele Interviews führen Sie ungefähr in einer Woche?

Das sind viele! Ich führe ganz viele Gespräche, nicht jedes wird als Interview gedruckt, aber ich telefoniere am Tag bestimmt mit 5-6 Leuten, würde ich mal sagen, und frage sie nach ihrer Meinung zu irgendwelchen Themen. Das sind manchmal Politiker aus Norderstedt, die ich irgendetwas frage, oder es sind Leute aus Kitas oder Krankenhäusern oder von der Polizei, alles dabei, ich würde sagen, 30 Interviews in der Woche führe ich bestimmt.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus? Welche Arbeitszeiten haben Sie?

In meinem Vertrag steht 40 Stunden in der Woche, das heißt 8 Stunden am Tag, manchmal ist es ein bisschen mehr, ich guck, dass es nicht viel zu viel mehr wird. Das Ganze sieht so aus: morgens um 9 Uhr beginnt das eigentlich, dann machen wir eine Konferenz. Vor Corona war die Konferenz so, dass wir alle an einem Tisch zusammengesessen haben und dann fragt der Chef „Na, was habt Ihr denn so für Ideen und was ist heute wichtig?“ und wenn die Konferenz vorbei ist, also 9 Uhr beginnt sie und dann dauert es eine halbe Stunde und dann geht jeder los und macht seine Sachen, fährt irgendwie in der Gegend rum, telefoniert ganz viel, und dann geht das Schreiben los. Das Ganze endet meistens so um 17 Uhr ungefähr, meistens 17-17:30 Uhr manchmal. Das machen wir jetzt aber auch relativ viel von zu Hause aus, also ich sitze manchmal bei mir zu Hause in Hamburg und dann haben wir die Konferenz per Video am Computer und dann ist es manchmal auch so, dass ich von zu Hause aus telefoniere, aber ja also 8 Stunden, manchmal 9 Stunden am Tag und so 40 Stunden - vielleicht ein bisschen mehr- in der Woche.

Arbeiten Sie auch mit anderen Reportern zusammen?

Ja, absolut! Das machen wir, wenn es zum Beispiel ein großes, wichtiges Thema gibt. Dann ist es häufig so, dass man zu zweit oder zu dritt zusammenarbeitet, das kann es häufig geben. Das ist zum Beispiel, wenn eine große Corona Welle kommt, dann läuft es so, dass man sagt: Du rufst die Krankenhäuser an, Du rufst die Altenheime an, Du kümmerst Dich um die Schulen und die Kitas und Du fährst los und fragst nochmal andere Leute und guckst, was das jetzt am Flughafen oder bei der Bahn macht. Teilweise ist es so, dass 4-5 Leute zusammenarbeiten und dann muss man gucken, dass das ein Text wird. Jeder schreibt etwas rein und dann muss ein Redakteur am Schluss gucken, dass es sich immer noch gut liest, also wie ein schöner Text wirkt und nicht wie ein Flickenteppich.

Darf ein Reporter seine eigene Meinung zeigen?

Das ist ein ganz wichtiger Punkt, es gibt zwei verschiedene Sachen, in der richtigen, seriösen Zeitung und beim Fernsehen ist es genau das gleiche: Wenn du einen Artikel schreibst, musst du gucken, natürlich hast du vielleicht deine eigene Meinung, aber du musst gucken, dass du ein objektives Bild zeigst, das bedeutet, du musst zeigen, es gibt verschiedene Meinungen zu einem Thema. Der eine sagt das, der andere sagt das, der sagt das und der sagt das. Und der Sinn ist, dass derjenige, der das dann liest, sozusagen das große ganze Bild sieht und dann sagen kann „Okay, ich finde aber eher das und ich finde eher das“, er soll aber alles über eine Sache erfahren. Dann gibt es noch etwas anderes, das ist der Kommentar, in der Zeitung steht dann auch drüber „Kommentar“. Da kann ich sagen, ich finde das so und so, aber das ist ein riesiger Unterschied, das darf nicht vermischt werden.

Dürfen Sie Ihre Themen selbst aussuchen?

Ja. Das läuft so, dass ich diese Themen vorschlage, ich frage den Chef „Wie findest Du das?“ Und er sagt dann eigentlich normalerweise, das ist gut, mach das mal. Oder manchmal sagt er vielleicht, ja, das ist gut, aber du könntest auch noch das mit reinnehmen oder du könntest auch nochmal den fragen. Aber normalerweise würde ich sagen: Ja, kann ich!

Haben Sie Tipps für uns Nachwuchsreporter?

Ja, habe ich. Ich würde so früh wie möglich mir das mal anschauen und das Beste ist eigentlich, das so zu machen, das bei einer Lokalen Zeitung mal anzugucken. Es gibt so Anzeigenblätter, so kleine, die wirklich auch hier über den Ort berichten und da geht das relativ schnell. Du kannst auch zu uns kommen, wenn du ein bisschen älter bist, und da kann man nämlich immer ganz viel machen. Teilweise haben wir beim Hamburger Abendblatt in den Lokalreaktionen ganz junge Leute, die sind zum Teil noch Schüler, und da wir jeden Tag so viel machen, kann man auch mal schnell sagen, du, wie ist es, willst du nicht irgendwie da hinlaufen und Leute fragen zu dem und dem Thema. Da kann man in den Lokalredaktionen ganz viel machen und da lernt man dann auch „Gefällt mir das oder gefällt mir das nicht?“ So würde ich das machen, ruhig mal als Schülerpraktikum, so eine lokale Zeitung oder eine Anzeigenzeitung anschreiben, man kann durchaus auch gut die Norderstedt Redaktion vom Hamburger Abendblatt nehmen oder sowas und das ist besser eigentlich als wenn man jetzt gleich sagt, ich möchte in der Politik Redaktion oder so von einer großen Zeitung sein. Das ist zwar dann toll mit einer riesengroßen Redaktion mit super Stühlen und alles, aber dann sitzt man da manchmal ganz lange. Ich habe mal ein Praktikum gemacht, bei einem Sportmagazin, das einmal im Monat erschien, und ich war genau einen Monat (da war ich 15) bei dieser Sportzeitung von Gruner und Jahr und dann hab ich da irgendwie eigentlich die ganze Zeit am Schreibtisch gesessen und ich hab einen Text in diesem einen Monat geschrieben. Dann durfte ich mal ein bisschen zugucken, aber es wäre ganz anders gewesen, wenn ich bei einer Lokalzeitung oder so gewesen wäre, dann hätte ich viel mehr machen können. Also gut ist es, wenn man viel machen kann. Der NDR geht auch, wenn einen das Fernsehen mehr interessiert oder Radio nicht zu vergessen.

Haben Sie manchmal Stress?

Ja, das kommt vor. Bis jetzt nicht so schlimm. Es kann immer mal stressige Situationen geben. Das muss man dann auch in den ersten Jahren lernen, dass das wirklich manchmal sein kann, dass es heißt, du hast eine Stunde Zeit, das jetzt zu schreiben, mehr nicht. Denn dann muss diese Zeitung gedruckt werden. Das kann passieren, dann muss man schnell schreiben, das geht nicht anders. Aber irgendwann lernt man das.

Wie alt waren Sie, als Sie Ihren jetzigen Job angefangen haben?

Ich würde sagen, da war ich schon 28 oder 29 Jahre alt. Ich habe vorher studiert und ich hab das auch nochmal geändert, was ich studiert habe, und ich war auch nochmal in England für eine Weile. Bis ich da dann richtig angefangen habe, war ich fast 30 Jahre alt. Früher hat man aber auch länger studiert, das hat man irgendwann geändert.

Waren Sie schon einmal in einem anderen Land, um ein Interview zu führen?

Das hat es auch schon mal gegeben, das ist normalerweise nicht das, was ich mache. Ich habe aber früher für ein Kulturmagazin gearbeitet, und da war es schon so, dass wir für manche ganz besonderen Sachen jemanden nach London geschickt haben oder nach Brüssel, um über etwas bestimmtes zu berichten. Einmal bin ich nach London geflogen, um über eine Theateraufführung zu berichten. Ich habe auch nochmal Reisereportertexte geschrieben, da war ich einmal in Bulgarien, und einmal habe ich etwas aus Italien geschrieben. Das ist auch immer eine schöne Sache, wenn man irgendwo war. Wenn man Kontakt zu einer Zeitung hat, kann man fragen, ob man etwas über den oder den Orten schreiben soll. Oder über eine wichtige Reise, die man gemacht hat.

Sind Sie manchmal noch aufgeregt, wenn Sie andere Leute -vielleicht auch Prominente- interviewen?

Ich würde sagen, ich bin eigentlich nicht aufgeregt. Ich interviewe auch nicht so wahnsinnig prominente Leute. Aber ich würde sagen, man kann sich das so vorstellen: Wenn man als Reporter für eine Zeitung irgendwo hingeht, ist es so, als würde man eine Jacke oder eine Uniform anziehen, in dem Moment da sitze ich nicht als privater Mensch, sondern sag ich dir „Pass auf, ich bin jetzt hier der Reporter.“ Und da ist es so als hätte man, wie gesagt, einen Mantel oder eine Jacke an, und da ist man dann irgendwie auch ein bisschen selbstbewusster und sagt „So, jetzt musst du ja antworten!“.

Vielen Dank für dieses Interview!

Sehr gerne! Ganz viel Spaß euch noch!

Das Interview führten Nils, Simon und Julian.